Die landwirtschaftliche Biogasanlage der Familie Bigler in Moosseedorf BE hat nun gute Vorboten aus der Politik. Bild: Ökostrom Schweiz

Ökostrom Schweiz: Hoffnung für Biomasseanlagen - das Blatt hat sich vorerst gewendet

(Ökostrom Schweiz) Mit den vom Bundesrat ursprünglich vorgeschlagenen alleinigen Investitionsbeiträgen als Förderinstrument für Biomasseanlagen wäre der Fortbestand dieser Technologie in der Schweiz ernsthaft in Gefahr gewesen. Nun ist ein aktueller Entscheid der Umweltkommission des Nationalrates im Rahmen einer Parlamentarischen Initiative zum Energiegesetz Vorbote für die positive Wende (siehe ee-news.ch vom 24.2.21 >>). Gleichzeitig hat die Motion von Ständerat Daniel Fässler die UREK-N Mitglieder von den vielfältigen Leistungen der Biomasseanlagen überzeugt. (Texte en français >>)


Ende 2022 läuft das Einspeisevergütungssystem zur Förderung erneuerbarer Energien in der Schweiz aus. Voraussichtlich noch in diesem Jahr wird indes der Bundesrat die Botschaft zum neuen Energiegesetz ans Parlament überweisen. Neben der damit verbundenen möglichen Förderlücke ab 2023 wäre insbesondere dasjenige Fördermodell fatal, welches die Bundesverwaltung in der Vorlage zum neuen Energiegesetz für Biomasseanlagen vorschlägt. Dieses will die bisherige Einspeisevergütung durch alleinige Investitionsbeiträge ersetzen. Damit müssten Biomasseanlagen ihre wertvolle Produktion einstellen. Denn im Unterschied zu anderen Technologien weisen Biomasseanlagen vergleichsweise hohe Betriebskosten auf.

Sonderlösung für Biomasseanlagen
Die Parlamentarische Initiative 19.443 von Nationalrat Bastien Girod fordert den Gesetzgeber auf, die drohende Regulierungslücke für die Förderung sämtlicher erneuerbarer Energien nach Auslaufen der KEV zu überbrücken. In ihrer gestrigen Detailberatung zu dieser Pa. Iv. hat die UREK-N die spezielle Situation der Biomasseanlagen erkannt und schlägt eine Sonderlösung vor. Gemäss der Medienmitteilung der Umwelt – und Energiekommission soll die bestehende Produktion aus solchen Anlagen gesichert und deren Zubau gefördert werden. Zu diesem Zweck hat sie einen neuen Artikel in ihren Erlassentwurf aufgenommen, der einen Betriebskostenbeitrag für Biomasseanlagen festlegt. Von diesem sollen auch Neubauprojekte profitieren. Ökostrom Schweiz hofft nun, dass in einem nächsten Schritt der Nationalrat, und dann auch die Umwelt und Energiekommission des Ständerates den Vorschlag ihrer Schwesterkommission unterstützt und diese Speziallösung schliesslich im Energiegesetz festgeschrieben bleibt.

Motion Fässler nach Annahme im Ständerat nun auch von UREK-N unterstützt
Die erneuerbare Energieproduktion aus Biomasse ist eine Technologie, welche saisonal, und im Tagesverlauf unabhängig produziert. Landwirtschaftliche Biomasseanlagen leisten durch die energetische Nutzung von einheimischen Ressourcen wie Hofdünger und Holz zudem wichtige Beiträge zur Erreichung der Reduktionsziele von Treibhausgasemissionen und zur Energiestrategie 2050. Alle Biomasseanlagen zusammen produzieren knapp 20% des Stromes aus neuen erneuerbaren Energien in der Schweiz und allein die landwirtschaftlichen BMA reduzieren ca. 90‘000 Tonnen CO2eq pro Jahr.

Deshalb ist es wichtig, dass es eine gesamtheitliche Betrachtung über die für Biomassenanlagen relevanten Gesetzgebungen und Politikbereiche hinweg gibt. Dafür spricht sich nun auch die UREK-N aus, indem sie die Motion Fässler 20.3485 unterstützt. Die Motion, die gleichlautend auch von Jürg Grossen im Nationalrat eingereicht wurde, fordert, dass ämterübergreifend Lösungen gefunden werden, so dass Biomasseanlagen auch weiterhin wirtschaftlich betrieben werden können. Ökostrom Schweiz hofft nun, dass nach dem Ständerat auch der Nationalrat die Motion gemäss der Empfehlung seiner vorberatenden Kommission am 2. März annehmen wird.

Text: Ökostrom Schweiz, Fachverband der landwirtschaftlichen Biogasproduzenten

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1 Kommentare

Max Blatter

Schaut man das Potenzial der erneuerbaren Energieressourcen an, so müsste man etwas überspitzt alle ausser der Solarstrahlung als "Nischenprodukte" bezeichnen. Inklusive der Wasserkraft. Denn die Solarstrahlung ist die einzige Primärenergie, deren nachhaltiges Nutzungspotenzial den gesamten Energiebedarf übersteigt.

Aber auch vermeintliche Nischenprodukte leisten einen wichtigen Beitrag zur Energiewende, zumal die meisten spezielle Eigenschaften haben, die sie vor den anderen auszeichnen. Bei der Biomasse ist es beispielsweise die unmittelbare Lagerbarkeit, die diese Ressource zur energiewirtschaftlich wertvollen Lieferantin von Spitzenenergie macht.

Zwar schätze ich das Potenzial von "Power-to-Gas" oder sogar "Power-to-Liquid" höher ein als dasjenige der Biomasse, aber die Power-to-X-Produkte und die Biomasseprodukte lassen sich mischen, so dass Biomasse-Anlagen auch in der ferneren Zukunft ihren energiewirtschaftlichen Wert behalten werden.

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