THG-Quote: Erwartete Entwicklung – Beiträge der Erfüllungsoptionen bis 2030.

Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie: Neue Studie widerlegt Kritiker und bestätigt hohe CO2-Minderungen von Biokraftstoffen

(VDB) Eine neue Studie zeigt, dass in Deutschland entgegen den Aussagen von Kritikern Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse grosse Mengen Treibhausgase gegenüber Diesel und Benzin einsparen. Dies gilt selbst dann, wenn man indirekte Effekte des Rohstoffanbaus für Biokraftstoffe berücksichtigt. Damit widerlegt die Studie „Treibhausgaseinsparungen durch Biokraftstoffe in Deutschland“ („Greenhouse gas savings from biofuels in Germany“) Behauptungen von Umweltorganisationen wie Transport & Environment, wonach Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse angeblich sogar mehr Treibhausgase ausstossen als fossile Kraftstoffe.


„Viele Kritiker unterliegen einem fachlichen Missverständnis in Bezug auf die indirekten Effekte von Biokraftstoffen. Indirekte Effekte können nur bei einer starken Zunahme der Produktion auftreten, nicht für die bestehenden Mengen. Zudem berufen sich die Kritiker auf veraltete Daten. Betrachtet man die Realität, so zeigt sich, dass in der Vergangenheit tatsächlich aufgetretene indirekte Effekte deutlich kleiner waren als zunächst befürchtet“, sagte einer der Autoren der Studie, Carlo Hamelinck vom Think Tank studio Gear Up. So senkt Biodiesel aus Raps nach den Ergebnissen der Studie den CO2-Ausstoss unter Einbeziehung indirekter Effekte durchschnittlich um rund 60 Prozent im Vergleich zu fossilem Diesel.

Nicht durch andere erneuerbare Energien im Strassenverkehr verdrängen
Die Produzenten erreichen die hohe Einsparung auch durch den vermehrten Einsatz von erneuerbaren Energien und Wärmerückkopplung im Herstellungsprozess. „Die deutsche Politik kann auf Grundlage dieser Erkenntnisse guten Gewissens Biokraftstoffe aus landwirtschaftlichen Rohstoffen fördern. Wir brauchen in den kommenden Jahren eine stetig ansteigende Treibhausgasminderungsquote, damit Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse nicht durch andere erneuerbare Energien im Strassenverkehr verdrängt werden. Der Beitrag von Biokraftstoffen ist für die deutschen Klimaziele nämlich unverzichtbar“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Der Verband hatte die Studie in Auftrag gegeben. „Wir lehnen es allerdings grundsätzlich ab, indirekte Effekte auf die Treibhausgasbilanz von Biokraftstoffen anzurechnen. Nichtregierungsorganisationen fordern deren Berücksichtigung, um die CO2-Bilanz von Biokraftstoffen schlecht zu rechnen. Die Anrechnung indirekter Effekte sieht jedoch zum Beispiel der Weltklimarat sehr kritisch. Wir folgen dieser Einschätzung der Wissenschaft.“

Stilllegungsflächen und Ausgleichsflächen
Die Studie zeigt, dass die Produktion von Biodiesel und Bioethanol aus Anbaubiomasse in der EU zum grössten Teil in den Jahren 2000 bis 2010 anstieg. Für die Rohstoffherstellung nutzten die Landwirte dabei Stilllegungsflächen und Ausgleichsflächen für die Aufgabe von Ackerland. „Die Landwirte bauten Rohstoffe zur Biokraftstoffherstellung auf Flächen an, die zunächst als Agrarflächen genutzt worden waren, dann aber aus der Produktion genommen wurden. Damit konnte vom Rohstoffanbau für Biokraftstoffe auf diesen Flächen keine indirekte Landnutzungsänderung ausgehen“, sagte Hamelinck. Beim Raps habe zudem die gestiegene Nachfrage nach Pflanzenöl bis 2010 zu grossen Verbesserungen der Erträge geführt, was nicht zu indirekten Verdrängungseffekten führen kann. Hamelinck ist einer der Autoren der so genannten „Globiom-Studie“ aus dem Jahr 2015. Auf die Ergebnisse dieser Studie beruhten sehr wesentlich die restriktiven Regelungen des europäischen Gesetzgebers für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse in der Erneuerbare Energien-Richtlinie II (Renewable Energy Directive II, RED II). Auch Nichtregierungsorganisationen nutzen in ihren Papieren die Zahlen der Globiom-Studie. Daher sind die jetzt vorliegenden Ergebnisse von besonderer Bedeutung.

Sinnvoll und geboten
Viele Kritiker von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse missverstehen die Globiom-Studie aus einem weiteren Grund. Damals wurde berechnet, welche Folge eine erhöhte Nachfrage nach Biokraftstoffen in Europa von einem Prozentpunkt theoretisch hätte. In der Realität gab es eine solche Nachfrageerhöhung nach Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse jedoch nicht. Eine geringere Steigerung der Nachfrage nach Biokraftstoffen führt jedoch nach dem Modell zu geringeren Emissionen, denn die Verdrängungseffekte verlaufen nicht linear, sondern exponentiell. „Kleinere Steigerungen der Nachfrage sind einfacher durch das bestehende Agrarsystem aufzufangen. Die vielfach befürchteten grossen indirekten Effekte sind aufgrund der geringeren Nachfragesteigerung nach Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse in der Zeit von 2010 bis 2019 damit in der Realität nicht eingetreten“, sagte Hamelinck. Zwar sei die Nachfrage nach Biokraftstoffen aus anderen Rohstoffen gestiegen, aber um weniger als einen Prozentpunkt. „Selbst wenn man der Argumentation der Kritiker folgt und indirekte Effekte in die Betrachtung einbezieht, belegt die Studie, dass Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse zu deutlichen Treibhausgaseinsparungen führen. Dies zeigt eindrucksvoll, dass die Nutzung von Biodiesel und Bioethanol aus landwirtschaftlichen Rohstoffen sinnvoll und geboten ist. Wir fordern daher den Bundestag auf, beim jetzigen Gesetzgebungsverfahren zur Fortentwicklung der Treibhausgasminderungsquote sicherzustellen, dass diese Biokraftstoffe mit dem heutigen Beitrag berücksichtigt werden“, sagte Baumann.

Direkten Nutzungsänderungen sind gesetzlich verboten
In der Diskussion um die Treibhausgasminderungen durch Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse geht es zumeist um die Effekte des Rohstoffanbaus. Eine direkte Nutzungsänderung wäre es, wenn auf einer ehemaligen Regenwaldfläche Rohstoff für Biodiesel oder Bioethanol angebaut würde. Solche direkten Nutzungsänderungen sind gesetzlich verboten, die Einhaltung wird weltweit kontrolliert. Problematisch sind daher indirekte Landnutzungsänderungen. Diese können auftreten, wenn bereits für Ackerbau genutzte Flächen für den Anbau von Rohstoffen für Biokraftstoffe herangezogen werden und die bisherige Nutzung auf geschützte Flächen ausweicht. Die dabei entstehenden Emissionen müssen nach der iLUC-Theorie (indirect land use change-Theorie) auf die Treibhausgasbilanz von Biokraftstoffen angerechnet werden. Allerdings können diese Effekte nicht gemessen, sondern müssen in Modellen berechnet werden.

Text: Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB)

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1 Kommentare

Max Blatter

Eigentlich ist ja das dauernde Seilziehen zwischen "Studien" und "Gegenstudien" reine Verschwendung mentaler Energie. Muss das sein? Auf meiner Website steht unter anderem:
"Energiepolitik ist kein Seilziehen, sondern ein Glockenaufzug: Ziehen alle in die gleiche Richtung,
geht's aufwärts."

Ich war ja früher auch ein fleissiger Studienverfasser und froh um das dadurch erzielte Einkommen. Aber dabei bemühten sich sowohl meine Auftraggeber (oft das Bundesamt für Energie) als auch ich selbst um Ergebnisse, die Bestand hatten. So, dass man nicht immer wieder neue Studien zum gleichen Thema erstellen musste, sondern mit einem einfachen Zitat auf bestehende hinweisen konnte. Ob mir das gelungen ist, weiss ich nicht mit Sicherheit. Anstreben sollte man es auf alle Fälle.

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