Das CO2-Reduktionspotenzial von Powerfuels-Kerosin hängt vom Strommix und den eingesetzten CO2-Quellen ab. Nach sehr konservativen Schätzungen könnte es im Vergleich zu fossilem Kerosin etwa 75 Prozent betragen. ©Bild: dena

Global Alliance Powerfuels: Wirbt für mehr alternative Kraftstoffe im Luftverkehr

(PM) Die Global Alliance Powerfuels – ein branchenübergreifender Zusammenschluss von Unternehmen und Verbänden – hat die Mitgliedstaaten der Zivilluftfahrtorganisation der Vereinten Nationen ICAO dazu aufgerufen, strombasierte, erneuerbare Kraftstoffe (Powerfuels) in den Fokus ihrer Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsstrategie zu rücken. Für den Einstieg sollte das Ziel sein, eine weltweite Quote zur Beimischung von Powerfuels in Höhe von mindestens 2 Prozent zu beschliessen.


Die Kosten dafür wären schon heute gut vertretbar. Der Preis für ein Flugticket würde sich entsprechend der Beimischungsquote erhöhen: bei einer Beimischung von 2 Prozent um 2 Prozent, bei 10 Prozent um 10 Prozent, bei 50 Prozent um 50 Prozent. Das zeigt eine Analyse, die die Global Alliance zur 40. Versammlung der ICAO im kanadischen Montreal veröffentlicht hat.

Erhöhung der Luftverkehrssteuer zur Förderung von Powerfuels einsetzen
Andreas Kuhlmann, Sprecher der Global Alliance Powerfuels und Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena) zum Klimaschutz im Luftverkehr: „Die bisherigen Instrumente zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen in diesem Sektor reichen bei weitem nicht aus. Die Finanzierung von Klimaschutzmassnahmen in anderen Sektoren ist nur ein Ausgleichsmechanismus und nachhaltige Biokraftstoffe sind für den Luftverkehr sehr begrenzt verfügbar. Deshalb sollte die ICAO Powerfuels in ihre Nachhaltigkeitsstrategie aufnehmen und zeitnah Beimischungsquoten einführen. Einzelne Staaten und Regionen sollten darüber hinaus aktiv werden, um die Entwicklung zu beschleunigen, zum Beispiel durch eigene Quotenregelungen und Anreizprogramme für Fluglinien, Flughäfen und Kraftstoffproduzenten. Die deutsche Bundesregierung sollte zum Beispiel die Gelegenheit nutzen, mit dem Klimaschutzprogramm 2030 die geplante Erhöhung der Luftverkehrssteuer für die Förderung der Produktion von Powerfuels-Flugkraftstoffen einzusetzen.“

10 Prozent Beimischung bedeutet 10 Prozent höhere Flugpreise
Der Markt für Powerfuels steht noch am Anfang. Erste Projekte zum Aufbau der Powerfuels-Produktion für den Luftverkehr laufen zum Beispiel in den Niederlanden, in Norwegen und Deutschland. Wie die Analyse der Global Alliance zeigt, könnte der Markt durch eine regional oder sogar weltweit verpflichtende Beimischungsquote schnell wachsen. Der Preis pro Liter würde rasch abnehmen und könnte bis 2050 auf fast einen Euro sinken.

Selbst bei Kosten von 2.40 Euro pro Liter Powerfuels-Kerosin, die nach Schätzungen schon in naher Zukunft erreichbar wären, liessen sich die Emissionen spürbar senken, ohne dass Flugtickets erheblich teurer würden. Ein typischer Urlaubsflug von Berlin nach Mallorca kostet beispielsweise 145 Euro. Bei einer Beimischungsquote von 2 Prozent würde das Ticket 3 Euro teurer werden, bei einer Beimischungsquote von 10 Prozent 15 Euro. Ein Langstreckenflug von Berlin nach Peking für 525 Euro würde bei einem Powerfuels-Anteil von 2 Prozent 11 Euro teurer werden; bei einem Anteil von 10 Prozent 53 Euro.

CO2-Reduktionspotenzial bei 75 Prozent
Das CO2-Reduktionspotenzial von Powerfuels-Kerosin hängt stark davon ab, welcher Strommix und welche CO2-Quellen bei der Produktion zum Einsatz kommen. Nach sehr konservativen Schätzungen könnte es im Vergleich zu fossilem Kerosin etwa 75 Prozent betragen. Bei einer weltweiten Beimischungsquote von 2 Prozent könnten somit rund 14 Millionen Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden; bei einer Beimischungsquote von 10 Prozent rund 68 Millionen Tonnen CO2. Das wäre mehr als der jährliche Treibhausgasausstoss eines Landes wie Irland.

Rahmenbedingungen für Powerfuels schaffen
Die aktuellen Rahmenbedingungen in der internationalen Luftfahrt sind aus Sicht der Global Alliance nicht geeignet, effektive Anreize für den Einsatz von Powerfuels zu geben. Die ICAO hat den Reduktionsmechanismus Corsia eingerichtet, der garantieren soll, dass die Emissionen im Luftverkehr ab 2020 nicht weiter steigen. Der Schwerpunkt liegt dabei aber auf der Finanzierung von Klimaschutzmassnahmen in anderen Sektoren. Dieses Instrument könnte so weiterentwickelt werden, dass auch Investitionen in Powerfuels attraktiv werden. Die nächste ICAO-Konferenz zu alternativen Kraftstoffen im Luftverkehr sollte dafür die Grundlagen schaffen. Vorreiternationen sollten jedoch schon vorher aktiv werden.

Auf nationaler Ebene könnte ein Teil der Einnahmen aus Steuern und Abgaben im Luftverkehr für Powerfuels-Programme genutzt werden. Der europäische Emissionshandel bezieht zwar den Luftverkehr mit ein, aber bei einem Preis von unter 30 Euro pro Tonne CO2 entstehen für die Luftverkehrswirtschaft noch keine Anreize, in Powerfuels zu investieren. Schweden und Norwegen sind dabei, Beimischungsquoten für Bio-Kraftstoffe im Flugbenzin einzuführen. Solche Quotenregelugen sollten auf Powerfuels erweitert werden.

Industriepolitische Initiative für Powerfuels
Die deutsche Regierung hat in ihrem neuen Klimapaket angekündigt, die Rahmenbedingungen für die Produktion von strombasierten Kraftstoffen zu verbessern. Zur Diskussion steht auch, die Einführung einer Quote für Powerfuels-Kerosin zu untersuchen. Die parallel angekündigte Anhebung der Luftverkehrssteuer sollte dann jedoch nicht ausschliesslich für die Bahn, sondern auch für die Förderung erster Powerfuels-Kerosin-Anlagen genutzt werden. Zusammen mit den Bundesländern, der Industrie und den Gewerkschaften hat sich die Bundesregierung ausserdem vorgenommen, eine industriepolitische Initiative für Powerfuels in der Europäischen Union auf den Weg zu bringen. So steht es im Leipziger Statement zur Zukunft der Luftfahrt, das die deutschen Stakeholder im August vorgelegt haben. Die Global Alliance unterstützt dieses Vorhaben ausdrücklich.

Positionspapier Powerfuels in Aviation >>

Weitere Informationen zu Powerfuels >>

Text: Deutsche Energie-Agentur (dena)

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1 Kommentare

Max Blatter

Warum steht in der Schlagzeile "alternative Kraftstoffe" und nicht wie im Lead "erneuerbare Kraftstoffe"? Ich finde das nach Jesus-Latschen und Jute riechende "a-Wort" längst nicht mehr zeitgemäss; "erneuerbar" (englisch "renewable") bringt es viel besser auf den Punkt.

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