Seit 1999 gibt es in der zivilen Bundesverwaltung das Ressourcen- und Umweltmanagementsystem «Rumba», seit 2017 ist dessen Umsetzung ein dauernder Auftrag der Bundesverwaltung.

Bundesrat: Pandemie hat 2020 die Umweltbelastung der Bundesverwaltung stark gesenkt

(Der Bundesrat) Leere Büros, weniger Dienstreisen und mehr digitales Arbeiten: Durch die ausserordentliche Pandemielage hat die Bundesverwaltung die Umwelt im Jahr 2020 sehr viel weniger belastet. Das zeigt der Bericht über das Ressourcen- und Umweltmanagementsystem (Rumba) im Jahr 2020, den der Bundesrat an seiner Sitzung vom 13. Oktober 2021 zur Kenntnis genommen hat. (Article en français >>)


2020 verursachte die Bundesverwaltung 1.3 Millionen Umweltbelastungspunkte (Ubp) pro Vollzeitstelle (2019: 2.4 Millionen Ubp). Die drei Kategorien mit der höchsten Umweltbelastung waren Papier (36%), Wärme (19%) und Flugreisen (16%). Die restliche Umweltbelastung verteilt sich auf Autofahrten (12%), Strom (11%), Wasser (3%), Bahnfahrten (2%) und Abfall (0.9%).

Treibhausgas-Emissionen sinken
Die Treibhausgas-Emissionen (Thg) der Bundesverwaltung sanken 2020 auf 18'604 Tonnen (2019: 37'242 Tonnen). Flugreisen (36%), Wärme (28%) und Papier (15%) trugen am stärksten zu den Thg-Emissionen bei. Weitere Thg-Emissionen stammten aus Autofahrten (13%), Strom (4%), Abfall (2%), Bahnfahrten (0.7%) und Wasser (0.5%). Der Bezug von erneuerbarem Strom (fast ausschliesslich Wasserkraft) wird in Rumba seit 2020 vollumfänglich berücksichtigt. Zuvor wurde der bezogene Strom in der Thg-Buchhaltung als Schweizer Strommix bewertet.

Papier: Dazu gehören Kopierpapier, Kuverts, Hygienepapier, Papierhandtücher und alle Druckaufträge wie Abstimmungsbüchlein, Informationsflyer und Plakate der Covid-19 Pandemie, Publikationen und Jahresberichte. Mit 8'298 Millionen Ubp war der Papierverbrauch 2020 für die grösste Umweltbelastung verantwortlich. 86% davon wurde durch die externen Druckaufträge verursacht. Papier war 2020 mit 2'770 Tonnen Thg-Emissionen die drittgrösste Emissionsquelle.

Wärme: Mit 4'328 Millionen Ubp war die Wärme 2020 für die zweitgrösste Umweltbelastung verantwortlich. Verursacht wurden diese Ubp zu 47% aus dem Verbrauch von Erdgas, zu 28% aus dem Verbrauch von Fernwärme und zu 15% aus dem Stromverbrauch der Wärmepumpen. Die weiteren 10% verteilten sich auf Heizöl, Holzschnitzel, Blockheizkraftwerke und Solarkollektoren. Wärme verursachte 2020 mit 5'283 Tonnen nach den Flugreisen die zweithöchsten Thg-Emissionen. Diese stammten zu 63% aus Erdgas, 27% aus Fernwärme und 4% aus Heizöl. 2020 verbrauchte die Bundesverwaltung 37 GWh an Wärme. Davon 16 GWh aus Fernwärme,15 GWh aus Erdgas, 2.6 GWh aus Holzschnitzeln und 1,8 GWh aus Wärmepumpen. Nicht erfasst wurde der Wärmeverbrauch im Home-Office.

Flugreisen: Normalerweise verursachen die Flugreisen die grösste Umweltbelastung der Bundesverwaltung. 2020 liegen sie aufgrund der eingeschränkten Mobilität während der Pandemie mit 3'584 Millionen Ubp aber nur an dritter Stelle. Davon entfielen 60% auf Linienflüge und 40% auf Flüge mit den Bundesratsjets und Helikoptern. Bei den Thg-Emissionen lagen die Flugreisen mit 6'719 Tonnen aber weiterhin an der Spitze. Die Linienflüge trugen dazu 54%, die Flüge mit den Bundesratsjets und Helikoptern 46% bei. Die Flugliste 2020 ist im Anhang zu dieser Medienmitteilung publiziert.

Klimapaket Bundesverwaltung und Aktionsplan Flugreisen
Seit 2020 laufen das «Klimapaket Bundesverwaltung» (siehe ee-news.ch vom 2.7.2019 >>) und der «Aktionsplan Flugreisen» (siehe ee-news.ch vom 24.12.2019 >>). Damit will der Bundesrat die Umweltbelastung der Bundesverwaltung weiter reduzieren. Mit konkreten Massnahmen in den Bereichen Flugverkehr, Fahrzeugflotte und Gebäude sollen in der laufenden Rumba-Periode 2020-2023 die Umweltbelastung pro Vollzeitstelle um 8% und die Thg-Emissionen um 9% gegenüber dem Basisjahr 2020 abgesenkt werden.

Die aussergewöhnlichen, pandemiebedingten Ergebnisse für das Jahr 2020 sind keine geeignete Basis für die Kontrolle der Zielerreichung bis 2023. Das Basisjahr 2020 wird daher neu berechnet: Als Grundlage dienen die Messdaten von 2019, wobei aber für 2020 eine lineare Reduktion der Thg-Emissionen eingerechnet wird. Das entspricht dem Absenkpfad, der für die Erreichung der Rumba-Ziele bis 2023 notwendig ist.

Aktionsplan Flugreisen
Die extreme Reduktion der Thg-Emissionen aus Flugreisen um 70% gegenüber 2019 ist mehrheitlich auf die Pandemie zurückzuführen. Doch auch die Massnahmen des Aktionsplans Flugreisen haben dazu beigetragen. Beispielsweise die Festlegung der Destinationen, an die grundsätzlich mit dem Zug statt im Flugzeug angereist werden muss. 2020 wurde so ungefähr jede fünfte Flugreise durch eine Bahnreise ersetzt. Auch die Flüge in der Business-Klasse nahmen ab: Rund jeder zehnte Langstreckenflug und jeder fünfte Mittelstreckenflug in der Business-Klasse wurde durch einen Flug in der Economy-Klasse ersetzt. Eine weitere Massnahme aus dem Aktionsplan Flureisen, die vermehrte Nutzung von Telefon- und Videokonferenzen, wurde pandemiebedingt mehr als erfüllt: Während es 2019 pro Monat 6’000–8’000 Telefon- oder Videokonferenzen gab, waren es 2020 zwischen 60’000 und 100’000.

Fahrzeugflotte
Die Massnahme, dass die Departemente bei Neuanschaffungen grundsätzlich rein elektrisch betriebene Personenwagen bestellen sollen (siehe ee-news.ch vom 15.2.2021 >>), gilt erst seit Anfang 2021 und kann noch nicht bewertet werden.

Gebäude
Für die energetische Optimierung im Gebäudebereich hat der Bundesrat im September 2020 ein Umsetzungskonzept mit verschiedenen Massnahmen verabschiedet. So soll beispielsweise auf den Einbau von fossilen Heizungen und elektrischen Widerstandsheizungen verzichtet und bestehende fossile Heizungen bis 2030 durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden. Weiter sollen geeignete Dach- und Fassadenflächen mit Photovoltaik- oder thermischen Solaranlagen ausgerüstet und der Bau von Elektroladestationen vorangetrieben werden. Das Bundesamt für Bauten und Logistik (Bbl) berichtet ab 2022 jährlich in seinem Nachhaltigkeitsbericht über die Fortschritte.

Rumba
Seit 1999 gibt es in der zivilen Bundesverwaltung das Ressourcen- und Umweltmanagementsystem «Rumba», seit 2017 ist dessen Umsetzung ein dauernder Auftrag der Bundesverwaltung. So sollen die Umweltbelastungen der Bundesverwaltung kontinuierlich abgebaut werden. Rumba umfasste im Jahr 2020 knapp 17’200 Vollzeitstellen in 46 Verwaltungseinheiten aus dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (Eda), dem Eidgenössischen Departement des Innern (Edi), dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement (Ejpd), dem Eidgenössischen Finanzdepartement (Efd), dem Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (Wbf), dem Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek), sowie der Bundeskanzlei (Bk) und den Parlamentsdiensten (Pd). Nicht bei Rumba dabei ist das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (Vbs), das seit 2001 ein eigenes, unabhängiges Raumordnungs- und Umweltmanagementsystem (Rums-Vbs) führt.

Rumba – Umweltbericht 2021 >>

Text: Der Bundesrat

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1 Kommentare

Max Blatter

Na ja: Corona hat dazu geführt, dass wir alle (nicht nur die Bundesverwaltung) weniger oft sinnlos in der Gegend herum getuckert oder gar gejettet sind! Kein Wunder, haben wir alle (nicht nur die Bundesverwaltung) die Umwelt weniger stark belastet.

Aus diesem Grund habe ich "Corona" auch schon mal als "beste Freundin" bezeichnet. Die Aufgabe von uns allen (nicht nur der Bundesverwaltung) ist es, die zahlreichen (!) positiven Aspekte in das "New Business as Usual" mitzunehmen.

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