Die Studie zeigt, dass Erneuerbare mit deutlich niedrigeren CO2-Emissionen einhergehen, während dies bei Nuklearenergie nicht der Fall ist. In ärmeren Ländern ist Atomkraft sogar mit höheren CO2-Emissionen verbunden. Bild: Adege auf Pixabay

Götz Walter: „Die Eindeutigkeit der Analyseergebnisse ist überraschend. Für eine Verringerung der CO2-Emissionen sind erneuerbare Energien und nicht Nuklearenergie die richtige Strategie.“ Bild: ISM

Patrick Schmid: „Das Erstaunliche an der Datenlage ist, wie widerspruchsfrei sich die Ergebnisse lesen. Die Resultate sind über verschiedene Länder und Zeiträume hinweg sehr klar und konsistent.“ Bild: ISM

ISM: Atomkraft ist keine kohlenstoffarme Energiequelle - Erneuerbare emittieren deutlich weniger CO2

(PM) Länder, die CO2-Emissionen so schnell, substanziell und kostensparend wie möglich reduzieren möchten, sollten auf erneuerbare Energien statt auf Nuklearenergie setzen. Das legt eine Analyse von Daten aus 123 Ländern über einen Zeitraum von 25 Jahren hinweg nahe, die von der University of Sussex Business School und der International School of Management (ISM) durchgeführt wurde. Nuklearenergie führt auf nationaler Ebene nicht zu weniger CO2-Emissionen und sollte deshalb nicht als effektive kohlenstoffarme Energiequelle betrachtet werden.


Die Forscher fanden in ihrer globalen Betrachtung heraus, dass erneuerbare Energien mit deutlich niedrigeren CO2-Emissionen einhergehen, während dies bei Nuklearenergie nicht der Fall ist. In ärmeren Ländern ist Atomkraft sogar mit höheren CO2-Emissionen verbunden.

Verdrängungseffekt
Die Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature Energy publiziert wurde, zeigt ausserdem, dass erneuerbare Energien selten erfolgreich mit Nuklearenergie koexistieren. Vielmehr verdrängen sich die beiden Energiesysteme gegenseitig und beschränken damit ihre Effektivität.

Benjamin Sovacool, Professor für Energy Policy an der University of Sussex Business School, meint dazu: „Die Daten deuten klar darauf hin, dass Nuklearenergie zur CO2-Eindämmung die weniger effektive Variante darstellt. Nachdem Atomkraft zusätzlich kaum erfolgreich mit erneuerbaren Energien koexistieren kann, sollten Investitionen in Nuklearenergie anstelle von erneuerbaren Energien in Frage gestellt werden. Länder, die Investitionen in Nuklearenergie im grossen Massstab planen, riskieren, nicht ihr volles Potenzial im Kampf gegen den Klimawandel auszuschöpfen.”

Netzinfrastruktur passen nicht für Erneuerbare
Die Analyse der Forscher basiert auf Daten der Weltbank und der Internationalen Energieagentur von 1990 und 2014. Als möglicher Grund für die Inkompatibilität von Nuklearenergie und erneuerbaren Energien wird zum Beispiel die Ausgestaltung der Elektrizitätsübertragung und -verteilung angeführt. Die Einführung kleinteiliger Anlagen im Bereich erneuerbare Energien ist sehr zeitaufwändig und kostspielig, wenn die Netzstruktur für eine zentralisierte Produktion von Elektrizität (wie bei Nuklearenergie) optimiert ist.

Gefährdet Kampf gegen Klimawandel
Andrew Stirling, Professor für Science und Technology Policy an der University of Sussex Business School, sagt dazu: „Dieser Artikel entlarvt, wie irrational es ist, sich auf ein „do everything“-Argument zu stützen, wenn es um Investitionen in Nuklearenergie geht. Unsere Ergebnisse zeigen nicht nur, dass diese Investitionen weniger wirksam hinsichtlich der Reduktion von CO2-Emissionen sind als Investitionen in erneuerbare Energien, sondern auch, dass Spannungen zwischen diesen beiden Investitionsstrategien einen wirksamen Kampf gegen den Klimawandel gefährden."

Erneuerbare sind die richtige Strategie
Die Studie zeigt, dass Nuklearenergie nur in „reichen“ Ländern mit etwas geringeren CO2-Emissionen einhergeht. Dieser Zusammenhang ist jedoch deutlich schwächer als der Zusammenhang zwischen erneuerbaren Energien und CO2-Emissionen. Patrick Schmid, Professor für Quantitative Methoden an der International School of Management (ISM) in München, meint dazu: „Das Erstaunliche an der Datenlage ist, wie widerspruchsfrei sich die Ergebnisse lesen. Die Resultate sind über verschiedene Länder und Zeiträume hinweg sehr klar und konsistent. Zudem ist der Zusammenhang zwischen erneuerbaren Energien und geringeren CO2-Emissionen ungefähr siebenmal stärker als der Zusammenhang zwischen Nuklearenergie und CO2-Emissionen.“ Götz Walter, Professor für Wirtschaftspsychologie an der International School of Management (ISM) in München, ergänzt: „Auch wenn die Datenlage keine Kausalschlüsse zulässt, ist die Eindeutigkeit der Analyseergebnisse überraschend. Für eine Verringerung der CO2-Emissionen sind erneuerbare Energien und nicht Nuklearenergie die richtige Strategie.“

Text: ISM International School of Management GmbH

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2 Kommentare

Südhesse

Man hätte in Deutschland mit einem Erstausstieg aus der Braunkohle, Weiterbetrieb der Kernkraft mit gleichzeitigem massiven Regenrativenergiezubau,
darauf folgendem Ausstieg aus der Steinkohle und Kernkraft wohl am meisten CO2 einsparen können.
Keine Partei hat davon geredet, weil dieser Plan wohl auf die breiteste politische Ablehnung gestossen wäre.
Prinzipiell wäre ein Siedewasserreaktor gut für den Lastfolgebetrieb geeignet, aber heute gibt es kaum noch Experten mit Erfahrung in der Gesamtplanung.

Bis ein Atomkraftwerk Strom liefert hat man mit gleich hohen Investitionen schon viel Wind und Solarstrom produziert. Es ist ja nicht das Ziel irgenwann kein CO2 mehr zu produzieren, sondern noch kommenden Gesamtausstoß zu minimieren.

Max Blatter

Vor rund einem Jahrzehnt hätte (und habe) ich eine gewisse Verlängerung des "Nuklearzeitalters" noch als Option gesehen, um mehr Zeit für den Übergang zu "100% Erneuerbar" zu gewinnen.

Inzwischen haben (auch wegen des Rückschlags für die Nuklearenergie durch die Fukushima-Katastrophe) die Erneuerbaren einen derartigen Vorsprung gewonnen, dass dies nirgendwo auf der Welt mehr ein Thema sein sollte.

Nebenbei: Im Jahr 2019 betrug der Anteil der Nuklearenegie am weltweiten Energieverbrauch gerade mal 4.3%, Tendenz stagnierend. Damit rettet man die Welt nicht, so oder so!

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