Der Offshore-Ausbau in Deutschland gerät 2020 ins Stocken, auch für die nächsten Jahre sieht es schlecht aus. Der Branche drohen Stellenabbau und Schliessungen. ©Bild: WindGuard

Stromerzeugung aus Offshore-Windenergieanlagen (Datenbasis: Netztransparenz Hochrechnungsdaten). ©Bild: WindGuard

Entwicklungsstatus der Offshore-Leistung mit erwartetemZubau bis 2025, 2030 und 2040. Für 2050 fordert die Branche ebenfalls ein Ziel. ©Bild: WindGuard

Status Offshore-Wind Deutschland: 1501 Anlagen mit 7770 MW Leistung am Netz - kein Zubau im 2. Halbjahr 2020

(BWE) 2020 gingen 32 Offshore-Windenergie-Anlagen mit einer Leistung von 219 MW erstmalig ans Netz. Insgesamt speisen damit in der deutschen Nord- und Ostsee 1501 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von 7770 MW Strom ein. Aufgrund falsch gesetzter politischer Rahmenbedingungen konnten im 2. Halbjahr 2020 keine neuen Anlagen gebaut werden. Die gravierenden Folgen des fehlenden Ausbaus der Windenergie in Nord- und Ostsee, wie Unternehmensschliessungen, Beschäftigungsverluste und Abwanderungen müssen schnellstmöglich überwunden werden.


Zahlreiche Unternehmen der Offshore-Windindustrie sind nicht nur mit den Herausforderungen der Internationalisierung und der Corona-Krise konfrontiert, sondern auch mit dem Ausblick, dass in deutschen Gewässern im kommenden Jahr keine einzige Offshore-Windkraftanlage installiert werden soll – nachdem der Ausbau bereits 2020 nur 15 Prozent des Niveaus von 2017 entsprach.

Unternehmensschliessungen und Stellenabbau
Die gravierenden Folgen des fehlenden Ausbaus der Windenergie in Nord- und Ostsee, wie Unternehmensschliessungen, Beschäftigungsverluste und Abwanderungen aus dem deutschen Markt, vor denen die Branche in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewarnt hatte, müssen schnellstmöglich überwunden werden. Es ist sinnvoll, jetzt einen Investitionsschub auszulösen. Das sichert die deutsche Offshore-Wind-Wertschöpfungskette. Dafür ist es erforderlich, die durch die Branche vorgeschlagene Küstenmeerregelung schnell umzusetzen und die „Ausbauspitze“ in den Jahren 2029 und 2030 nach vorne zu entzerren. Notwendig ist ein kurzfristiger Impuls für den kosteneffizienten Zubau. Das Modernisierungs- und Investitionsprogramm Energiewende bringt nicht nur den Klimaschutz voran, es macht Deutschland unabhängiger von Energieimporten, kann Jobmotor sein und bietet innovativen kleinen und mittelständischen Unternehmen hierzulande und auf den weltweiten Exportmärkten grosse wirtschaftliche Chancen.

20 Gigawatt bis 2030 sicher
Dafür müssen die vorhandenen Potenziale schnellstmöglich zusätzlich ausgeschrieben und mit raschen Inbetriebnahmen verbunden werden. Mehr Zubau sollte vor dem Ende der Dekade stattfinden. So lässt sich das Ausbauziel der deutschen Bundesregierung von 20 Gigawatt bis 2030 sicher erreichen. „Jetzt Investitionen vorzuziehen hilft Konjunktur und Klimaschutz gleichermassen. Offshore-Windkraft ist als Fundament der Energiewende für deutsche und europäische Klimaziele essenziell“, so die Vertreter*innen der Branchenverbände.

Offshore-Ausbauziele räumlich sichern
Sich abzeichnende Nutzungskonflikte mit Schifffahrt, Marine und Naturschutz müssen pragmatisch gelöst werden, damit das Erreichen der definierten Ziele nicht durch die Hintertür verhindert wird. Um Nutzungskonflikte ein Stück weit zu entschärfen, entwickelte die EU-Kommission den Ko-Nutzungsansatz. Der knappe Meeresraum soll demnach – wenn möglich – von mehreren Akteuren gleichzeitig genutzt werden. Diese Idee sollte weiterentwickelt werden und auch in Deutschland vermehrt zur Anwendung kommen. Es ist richtig, dass der Zubau von Windenergieanlagen auf See bestehende Nutzungsformen berücksichtigen und auch naturverträglich erfolgen muss. Richtig ist aber auch, dass wir eine Verschiebung oder Verknappung der Lebensräume vieler Arten langfristig nur dann verhindern können, wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens erfüllt werden.

Marktrahmen für Windenergie auf See und „grünen“
Die nächste Legislaturperiode muss dringend genutzt werden, um eine grundlegende Reform des Strommarktdesigns und der Refinanzierung von Offshore-Windprojekten auf den Weg zu bringen. Das aktuelle Marktdesign ist für die Finanzierung von konventionellen Erzeugungsanlagen mit Brennstoffkosten ausgelegt. Daher setzt sich die Branche weiterhin für die Weiterentwicklung des Marktdesigns ein, mit dem Ziel, Verbraucher und Wirtschaft zu entlasten und einen attraktiven Investitionsrahmen für nationale und internationale Investoren aller Akteursgruppen zu schaffen. In diesem Zusammenhang ist auch die Einführung von Differenzverträgen zu prüfen.

Synthetische Energieträger auf Basis erneuerbarer
Da eine direkte Elektrifizierung nicht in allen Bereichen der Wirtschaft möglich ist, sind synthetische Energieträger auf Basis erneuerbarer Energien ein unverzichtbares Element zur vollständigen Dekarbonisierung. Die Branchenorganisationen begrüssen ausdrücklich die Nationale Wasserstoffstrategie und den damit verbundenen Ansatz, eine umfassende energiewirtschaftliche und industriepolitische Strategie zu entwickeln, welche die gesamte Wertschöpfungskette aus Technologien, Komponenten, Erzeugung, Speicherung, Infrastruktur und Logistik in den Blick nimmt. „Grüner“ Wasserstoff braucht eine marktwirtschaftliche Grundlage. Die CO2-Bepreisung in den Sektoren Verkehr und Wärme bei gleichzeitiger Reduktion oder Umschichtung der EEG-Umlage sowie finanzieller Belastungen durch weitere Umlagen und Steuern sind Schritte in die richtige Richtung.

Bessere Planbarkeit von Wasserstoffprojekten
Für eine bessere Planbarkeit von Wasserstoffprojekten werden darüber hinaus ein konkretes und verbindliches Mengenziel zur Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff aus Offshore-Windenergie sowie verlässliche Vergabemechanismen benötigt. Nicht zuletzt sind die bislang für die Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff auf See vorgesehenen und nicht angebundenen Flächen nicht ausreichend und müssen schnellstmöglich erweitert werden.

Positive Marktdynamik durch EU-Strategie nutzen
Die EU will die Offshore-Windenergie bis 2050 auf 300 GW ausbauen. Dies zeigt das grosse Exportpotenzial. Die Ankündigung, das EU-Klimaziel für 2030 nachzubessern, muss mit einem schnelleren Ausbau der Offshore-Windenergie unterlegt werden. Darüber hinaus bildet der Green Deal eine Investitions-Offensive für Europas Energiebranche und braucht einen klaren Rahmen, damit er in Europa Produktion und Wertschöpfung auslöst.

Um die Ausbauziele dauerhaft abzusichern und eine europäische Planung zu ermöglichen, benötigt auch Deutschland ein Ausbauziel für 2050. Zudem sollten europäische und internationale Kooperationen – wie zuletzt von der Nordseeenergiekooperation unter deutschem Vorsitz gefordert – weiterentwickelt werden.


„Status des Offshore-Windenergieausbaus in Deutschland“
In der Analyse der Deutschen WindGuard werden seit 2012 die Ausbauzahlen für die Windenergie auf See gesondert von jenen der Windenergie an Land erhoben. Die Auftraggeber sind der Bundesverband WindEnergie (BWE), der Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore e.V., die Stiftung Offshore-Windenergie, der VDMA Power Systems und der WAB e.V.


Text: Deutscher Bundesverband Windenergie e.V. (BWE)

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