"Dank dem Druck der A EE, der Dachorganisation der Branche für erneuerbare Energien, konnte die Androhung der Kürzung auf 15 Jahre der KEV-Dauer abgewendet und wieder auf 20 Jahre erhöht werden." Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

Neue KEV-Regeln: Desaster (fast) abgewendet

(©AN) Der Bundesrat hat gestern die neuen KEV-Regeln veröffentlicht, die am 1. 1.2014 in Kraft treten werden (siehe ee-news.ch vom 23.11.14 >>). Die Branche, insbesondere die der Photovoltaik, ist mit einem blauen Auge davongekommen. Das ist auch dem Lobbying der A EE zu verdanken, die als Branchenverband politisch immer mehr Gewicht hat.


Der Entwurf der Anpassungen der bestehenden Energieverordnung sah eine Kürzung der Vergütungsdauer der KEV für alle Technologien auf 15 Jahre vor und eine gleichzeitige Kürzung der KEV-Vergütungen für Photovoltaik um 35-40%, während bei allen anderen Technologien die Vergütungssätze entsprechend der kürzeren Vergütungsdauer angehoben werden sollten. Mit der vorgesehenen Abschaffung der Kategorie "integrierte Anlagen" wäre die Vergütung sogar um bis zu 50% gesunken.

Von 15 zurück auf 20 Jahre

Dank dem Druck der A EE, der Dachorganisation der Branche für erneuerbare Energien, konnte die Androhung der Kürzung auf 15 Jahre der KEV-Dauer abgewendet und wieder auf 20 Jahre erhöht werden. Bei der Dachintegration von Photovoltaikanlagen hat der Bund aber nur eine Scheinverbesserung gemacht: Der höher Tarif für die Gebäudeintegration bleiben zwar weiter bestehen, beschränken sich aber auf Anlagen bis max. 100 kW.

Die Unruhe, die der Entwurf zur Energieversorgung hervorrief, war absolut unnötig und kontraproduktiv, sie verursachte Verunsicherung, absolutes Gift für die Branche. Was sie braucht, um sich weiter zu entwickeln, ist Investitionssicherheit, abrupte Kursänderungen bewirken genau das Gegenteil davon.

Aus für grosse Photovoltaikprojekte

Die Energiegenossenschaft ADEV hat die Kürzungen im Photovoltaikbereich bereits gerechnet: über 20% tiefer sind sie gegenüber den aktuellen Einspeisevergütungen. Die Anlagen können gemäss der ADEV aber zurzeit lediglich rund 4% günstiger gebaut werden. Die Modulpreise steigen tendenziell. Die ADEV geht davon aus, dass mit dieser Ausgangslage die Realisierung von grossen PV-Anlagen äusserst anspruchsvoll wird. Vor allem Projekte auf weniger besonnten Dächern und Ost-West Aufständerungen, die von der Elektrizitätswirtschaft gefordert wurden, würden nun wohl nicht realisiert, schätzten die Solarstrompioniere.

Der Photovoltaikspezialist Edisun Power gibt auch zu bedenken, es sei eine Tatsache, dass die Kosten in der Schweiz höher seien als im Ausland, dieser Situation müssten auch die Einspeisetarife gerecht werden. Die hohen Preise hätten damit zu tun, dass in der Schweiz der Photovoltaik-Markt noch zu klein sei, um genügend grosse Volumen und damit auch Konkurrenz zu generieren. Es sei auch zu beachten, dass in der Kalkulation der Einspeisetarife nicht nur die ursprünglichen Kosten relevant sind – diese sind dank der günstigen Preise für Module stark gesunken –, sondern auch die Unterhaltskosten, welche in der Schweiz wesentlich höher sind als z.B. in Deutschland.

Kleinwasserkraft: wertvolles Potenzial wird unwirtschaftlich

Die KEV-Dauer wird von 25 Jahren auf 20 Jahre reduziert, und die Tarife von kleinen Wasserkraftwerken an natürlichen Gewässern sind auf 18 bis 25 Rappen pro Kilowattstunde limitiert. Die Deckelung des Tarifs erfolgt bis zu einer Anschlussleistung von ca. 650 Kilowatt (300 kW mittlere Leistung). Zum Vergleich: Solche Kraftwerke produzieren gleich viel Strom wie die Haushalte von Ilanz, die erste Stadt am Rhein, benötigen. Besonders schwer wiegen die sehr kurzfristigen Anpassungen der Rahmenbedingungen ohne eine Übergangsfrist. Dies trifft besonders Projekte mit abgelaufener KEV-Zusage auf den vordersten Rängen der KEV-Warteliste, die aufgrund von kantonalen Planungsarbeiten und Interessenabwägungen über Jahre blockiert waren und nun nicht mehr wirtschaftlich sind. Die dadurch entstandenen Verluste in Millionenhöhe betreffen grösstenteils private Kleininvestoren und KMUs.

Windkraft positiv, aber…

Die Windkraftbranche freut sich, dass die KEV mit 21.5 Rappen/kWh Einstiegsförderung und einer Gesamtdauer von 20 Jahren stabil bleibt. Auch die neue Förderung mit zusätzlichen 2.5 Rappen/kWh für Anlagen, die in einer Höhe über 1700 m. ü. Meer gebaut werden, ist positiv zu werten. Damit lassen sich neue Anlagen in den Alpen erstellen und die Windverhältnisse besser ausmessen und analysieren. Problematisch ist die neue Fixierung der KEV bei der Inbetriebnahme und nicht mehr wie bis anhin bei Erhalt der Baubewilligung. Denn die Turbinen, die rund 70% der Gesamtkosten von Windstrom ausmachen, müssen heute schon zum Teil bis zu zwei Jahre im Voraus bestellt werden. Reduziert das BFE die Einspeisevergütung also in der Zeit zwischen dem Erhalt der Baubewilligung und der Inbetriebnahme, könnte dies Anlagebetreiber in arge Schieflage bringen.

Grosser Einsatz der A EE

Der Teilerfolg der neuen KEV-Regelung, auch wenn sie schmerzvolle Lücken enthält, vor allem für Anlagebetreiber von Photovoltaikanlagen und für kleine Wasserkraftwerke, ist der A EE zu verdanken. Ohne ihren Einsatz wären die Wolken am Erneuerbare-Energien-Horizont noch schwärzer.

Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch

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