Technologieentwicklung im Bereich der Elektrodenbeschichtung für Aluminium-Ionen-Batteriezellen im Konsortialprojekt Balu. ©Bild: Jürgen Lösel / Fraunhofer Iisb

Im Verbundprojekt Balu entwickeln sieben Partner aus Forschung und Industrie die Technologie der Aluminium-Graphit-Dual-Ionen-Batterie (Agdib) weiter. ©Bild: Thomas Richter / Fraunhofer Iisb

Forschungsprojekt Balu: Entwickelt Fertigungstechnologien für preisgünstige und sichere Aluminium-Ionen-Batterie

(Fi/Iisb) Im Verbundprojekt »Balu – Fertigungstechnologie für Batteriezellkonzepte auf Basis der Aluminium-Ionen-Technologie« entwickelt ein Konsortium aus Forschungseinrichtungen und spezialisierten Industrieunternehmen die Aluminium-Graphit-Dual-Ionen-Batterie (Agdib) weiter. Aufgrund der hohen Leistungsdichte besitzt die Agdib-Technologie ein grosses Potential im Bereich hochdynamischer Lastanforderungen und könnte hier eine Alternative zu kosten- und materialintensiven Lithiumbatterien sein.


Das Projekt verfolgt das ehrgeizige Ziel, die Herstellung der Agdib-Zellen vom Labormassstab auf industriekompatible Produktionsbedingungen zu übertragen. Neben dem Transfer der neuen Batterietechnologie spielen dabei ausdrücklich ökologische Überlegungen, wie z .B. der Verzicht auf kritische Rohstoffe, die umweltverträgliche Herstellung oder eine spätere Wiederverwertung, eine Rolle.

Zu gut, um wahr zu sein?
Es wäre ein technologischer Durchbruch: Preiswerte, leistungsfähige, wiederaufladbare Batterien, ohne kritische Rohstoffe oder brennbare Materialien, einfach in der Herstellung, sicher im Betrieb und nach jahrelanger Nutzung problemlos recycelbar.

Eine neue Technologie mit dem etwas sperrigen Namen »Aluminium-Graphit-Dual-Ionen-Batterie«, kurz Agdib, könnte das tatsächlich ermöglichen. In den Laboren des Fraunhofer Thm in Freiberg existieren bereits Prototypen, die in umfangreichen Testreihen das Potential der Zellchemie aufgezeigt haben. Mit ihrer hohen Leistungsdichte würde sich die Agdib besonders für hochdynamische Lastanforderungen eignen, in denen bislang die kostenintensive Lithium-Titan-Oxid-Technologie (Lto) der State of the Art ist.

Können mit der Performance der teuren Lto-Batterien mithalten
Entscheidend für derartige Anwendungen ist eine möglichst hohe Laderate. Je höher die Laderate, desto schneller lassen sich die Zellen laden und entladen. Versuche mit flexiblen Agdib-Pouchzellen zeigten, dass ein langzeitstabiler Betrieb bei sehr hohen Raten von über 30 C möglich ist, ein sehr guter Wert für dieses Zellformat. Und auch die anderen elektrischen Parameter sowie die Zyklenfestigkeit können mit der Performance der teuren Lto-Batterien mithalten. Im Unterschied zur Lto-Technologie kommt die Agdib aber mit nicht-toxischen, günstigen und gut verfügbaren Materialien aus.

Die Bauart der Labormuster eignet sich allerdings noch nicht für die Serienfertigung, und bis zu einem Transfer in die Massenproduktion stellen sich vollkommen neue Entwicklungsaufgaben. Das betrifft sowohl die Herstellung der eingesetzten Materialien und der einzelnen Zellkomponenten als auch das Design und die Fertigung der ganzen Agdib-Zelle.

Konsortium will Marktreife erzielen
Motiviert durch die vielversprechenden Testergebnisse hat sich jetzt ein Konsortium aus Forschungseinrichtungen und spezialisierten Industrieunternehmen zusammengefunden, das die nächsten entscheidenden Schritte in Richtung Marktreife gehen will. Unter dem Dach des Verbundprojekts »Balu – Fertigungstechnologie für Batteriezellkonzepte auf Basis der Aluminium-Ionen-Technologie« bringen Partner aus unterschiedlichen Fachbereichen ihr Knowhow ein, um treiben gemeinsam die Entwicklung der Agdib voranzutreiben.

Wie der Name des Projekts andeutet, wird das ehrgeizige Ziel verfolgt, die Herstellung der Agdib-Zellen vom Labormassstab auf industriekompatible Produktionsbedingungen zu übertragen. Dabei rücken wirtschaftliche Rolle-zu-Rolle-Verfahren in den Vordergrund, um in grösserer Stückzahl mehrlagige Pouchzellen zu fertigen.

Integration in industrielle Batteriesysteme
Sobald die Agdib-Pouchzellen in ausreichender Menge verfügbar sind, können die Projektpartner komplette Batteriemodule aufbauen, das Betriebsverhalten der Zellen spezifizieren und die Parameter für die Systemauslegung definieren. Die Agdib-Hochleistungmodule werden dann in industrielle Batteriesysteme integriert und müssen im praktischen Betrieb ihre Qualität unter Beweis stellen. Hier stehen konkrete Anwendungen im Fokus, wie etwa elektrische Powerbooster für Grossgeräte oder stationäre Speicher zur Stromnetzstabilisierung.

Batterien weiterdenken
Bei der Weiterentwicklung der Agdib spielen nicht nur die elektrische Leistungsfähigkeit und die Fertigungstechnik eine Rolle, sondern auch ökonomische und ökologische Überlegungen. Der weltweite Bedarf an elektrischen Energiespeichern steigt stetig und die fortschreitende Elektrifizierung benötigt immer mehr Ressourcen. Mit dem zunehmenden Einsatz von Batterien gewinnen Fragen zu den eingesetzten Materialien, zur umweltverträglichen Herstellung und Betriebssicherheit sowie zur späteren Wiederverwertung an Stellenwert.

All dies ist schon in einem möglichst frühen Stadium der Technologieentwicklung zu berücksichtigen. Das Balu-Konsortium bringt dafür breites Fachwissen auf den Gebieten der Materialforschung, Fertigungstechnologie, Batteriesystemtechnik und Ökobilanzierung zusammen. Neben Möglichkeiten zur Substitution kritischer Rohstoffe untersuchen die Projektpartner alle Schritte vom Zell- und Moduldesign bis zur Systemintegration hinsichtlich ihrer recyclinggerechten Auslegung und betrachten den gesamten Produktlebenszyklus aus ganzheitlicher Perspektive.

Möglichst schnelle Bereitstellung der elektrischen Leistung
Besonders im Hinblick auf die kostenintensiven Lto-Batteriezellen lohnt sich die Suche nach alternativen Materialsystemen. Für hochdynamische Anwendungen kommt es nicht primär auf den Energieinhalt einer Batterie an, sondern auf die möglichst schnelle Bereitstellung der elektrischen Leistung. Hier besitzt die Aluminium-Graphit-Dual-Ionen-Batterie ein grosses Potential. Dabei werden wirtschaftliche Vorteile und Umweltaspekte vereint.

Die Konsortialpartner
Im Verbundprojekt Balu entwickeln die folgenden sieben Partner aus Forschung und Industrie die Technologie der Aluminium-Graphit-Dual-Ionen-Batterie (Agdib) weiter: Fraunhofer Iisb, Fraunhofer Ikts, Fraunhofer Ist, Universität Bayreuth / Sysee und Leee, TU Braunschweig / Iwf, Sika Werke GmbH, Alzner Battery

Text: Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie Iisb

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